Als ich zum ersten Mal das Wort “Rebell” bewusst wahrgenommen habe, war ich ungefähr 9 Jahre alt. An einem Mittwochabend während der Schulzeit durfte ich ausnahmsweise gemeinsam mit meinen Eltern wachbleiben, um den SAT1 Film Film zu sehen: Krieg der Sterne – Eine neue Hoffnung.In einem ungleichen Kampf stellt sich eine kleine Gruppe von Rebellen gegen das übermächtige Imperium. Das Ziel ist eine vielfältigere, freiere und gerechtere Weltordnung.

Zu den Rebellen gehört die hübsche Prinzessin Leia, der weise Jedi-Meister Obi Wan-Kenobi und die beiden Droiden R2-D2 (eine piepsende, rollende Blechtonne) und C-3PO (ein goldener Übersetzungs-Roboter mit sehr menschlichen Anwandlungen).

Im Laufe der Geschichte schließen sich der durchtriebene Schmuggler Han Solo, sein impulsiver Wookie-Freund Chewbacca und der blauäugige Bauernjunge Luke Skywalker den Rebellen an, um sie im Kampf gegen das auf Unterdrückung basierende Regime des Imperators zu unterstützen.

In meiner Wahrnehmung gibt es ein paar sehr nachvollziehbare Gründe, warum die Abenteuer dieser wild durcheinander gewürfelten Ansammlung von völlig unterschiedlichen Charakteren (weder Menschen noch Lebewesen wäre an dieser Stelle der korrekte Begriff) eine derart große Anziehung auf so viele begeisterte Unterstützer ausübte.

1) Eine wertvolle Grundhaltung

Wertvoll ist in diesem Fall tatsächlich wörtlich zu nehmen. Die Rebellen-Allianz orientiert sich in ihren Zielen und ihrer Organisation streng an den Grundwerten der Gemeinschaft. Es geht um ein friedliches, selbstbestimmtes Miteinander, den Glauben an das Gute im Menschen, Gerechtigkeit und die helle Seite der Macht (heutzutage würde man das wohl als Achtsamkeit bezeichnen).

Besonders fesselnd war für mich damals der Lernprozess, den neue Rebellenmitglieder vollzogen. Schritt für Schritt wurden diese Grundwerte gelernt, verinnerlicht und weitervermittelt.

Han Solo, der selbstverliebte Schmuggler, unterstützt die Rebellen anfangs aus reiner Profitgier. Fast gegen seinen Willen integriert er sich in die Gemeinschaft und übernimmt teils unbewusst die neuen Wertvorstellungen. In den Missionen geht es plötzlich nicht mehr um den schnellen Profit sondern um sinnvolle, langfristige Ziele zum Wohl der Allgemeinheit. Diese Erfahrung führt dazu, dass er seine materialistische Einstellung zumindest zum Teil aufgibt und schließlich sogar sein Leben für diese neuen Werte riskiert.

2) Eine gemeinsames Ziel

Das gemeinsame Ziel der Rebellen hat nicht nur aus dramaturgischer Sicht einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das Imperium hat mit modernster Technologie den Todesstern entwickelt. Ohne Rücksicht auf Ressourcen. Das einzigen Ziel dieser übermächtigen Waffe ist es, alle Gegner im Kampf um natürliche und menschliche Ressourcen zu zerstören. Das streng hierarchische Regime duldet keinen Widerspruch. Die Wertvorstellungen der obersten Hierarchie-Ebenen werden rigoros unter Androhung von drastischen Strafen bis in den kleinsten Teil der Organisation durchregiert. Der Todesstern soll diese System gegen alle Angriffe von außen verteidigen.

Das primäre Ziel der Rebellen ist es daher, diesen Todesstern zu vernichten. Die dunkle Seite der Macht muss erschüttert werden. Es geht um nichts Weniger als darum zu verhindern, dass die gesamte Galaxie gleichgeschaltet und von einigen wenigen Mächtigen befehligt, gesteuert und und bis zur Selbstausbeutung kontrolliert wird.

 

Bildquelle: pixabay.com | ColiN00B

3) Ein hochmotiviertes Team

Das Team der Rebellen- Allianz besteht aus einer bunten Mischung aus Menschen, Wookies, Ewoks, Droiden, Jedi-Rittern, Mon Calamari und vielen mehr. Jede Spezies der Galaxie hat Vertreter, die sich mit den Zielen der Rebellen identifizieren und diese mit vollem Einsatz unterstützen.

Der Todesstern hat kaum Schwachstellen. Die zahlreichen Abwehrmechanismen können nur mit einer Vielzahl von verschiedenen Fähigkeiten außer Kraft gesetzt werden. Um dies zu erreichen nutzen die Rebellen alle Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen. Auf psychologischer Ebene durch den Einsatz der Jedi-Kräfte. Auf operativer Ebene durch kleine multifunktionale Teams. Und auf technologischer Ebene durch die Nutzung der KI-gesteuerten Roboter und Druiden.

Für jede Mission formiert sich eine kleine, flexible Gruppe mit den notwendigen Fähigkeiten. Wenn eine Gruppe scheitert, startet ein anderes Team basierend auf dem Gelernten einen weiteren Versuch. Auf diese Weise können Fehlschläge gut verkraftet werden, was sich in einer sehr hohen Resillienz der Rebellen-Allianz widerspiegelt.  

Ganz im Gegenteil zum Imperium. Das gesamte System ist sehr starr und auf Perfektion ausgelegt. Das stärkt die Abwehrmechanismen, macht sie gleichzeitig aber auch verwundbar. Ein erfolgreicher Schlag gegen das Fundament wirkt sich verheerend auf die gesamte Struktur aus. Sowohl in der Organisation (der Imperator) als auch in der infrastruktur (der Todesstern).

4) Schlechte Gewinnchancen

Die Schwachstellen der Organisation werden vom Imperium mit aller Macht beschützt. Die Chancen, kritische Eckpfeiler nachhaltig einzureißen, stehen schlecht.

Während Han Solo auf der Flucht durch ein Asteroidenfeld fliegt, findet einer der wohl meistzitierten Star Wars Dialoge statt:

C-3PO: „Die Chancen, unbeschadet ein Asteroidenfeld zu durchfliegen, stehen etwa 3720 zu 1.“

Han Solo: „Erzähl mir nie wie meine Chancen stehen!“

Im Kampf für eine besseres System sind die Chancen der Rebellen alles andere als herausragend. Sie haben weniger Informationen, weniger Ressourcen, weniger Zeit und weniger Macht als das Imperium. Und trotzdem nehmen sie sich der Herausforderung an und verbessern mit Hartnäckigkeit, Kreativität und Teamarbeit Schritt für Schritt ihre Position. Sie müssen dafür einige Rückschläge verkraften. Nicht jeder Plan funktioniert auf Anhieb. Sie verlieren Verbündete. Durch kleine Erfolge gewinnen sie aber auch neue Unterstützer hinzu. Insbesondere die Zerstörung des Todessterns durch eine überragende Teamleistung stellt eine wichtige Zäsur im Kampf gegen das Imperium dar.

Das bestehende System kann dadurch nicht endgültig abgelöst werden. Die bestehenden hierarchischen Strukturen, die Unterdrückung und die dunkle Seite der Macht sind nach wie vor verbreitet. Aber die Rebellen-Allianz hat einen großen Erfolg erzielt und viele neue Anhänger gewonnen. Alle Beteiligten haben sich weiterentwickelt. Neue Fähigkeiten erlernt oder bestehendes Wissen an die neuen Rebellen-Mitglieder weitergeben. Auf dem Weg zu einer besseren Welt, war dieser Sieg nur ein weiterer kleiner Schritt. Aber in den Geschichten wurde diese kleine Gruppe von Rebellen zu Helden. Und für mich haben sie bis heute nichts an ihrere Faszination verloren.

Organisationsrebellen müssen Geschichten schreiben

Was hat das nun alles mit Organisationsrebellen zu tun? Keine Ahnung. Ist doch nur ein Film. Immerhin. Mich für meinen Teil hat der Aufruf zur Blogparade “Organisationsrebellen” von HAUFE Vision (inkl. dem Titelbild der Lego-Stormtroopers) an diese Episode aus meinem Leben erinnert. Wenn auch nichts anderes, so zeigt sie doch, welchen Nachhall eine gute Geschichte erzeugen kann.  

 

Die helle Seite der Macht – 4 Eigenschaften von Organisationsrebellen

2 thoughts on “Die helle Seite der Macht – 4 Eigenschaften von Organisationsrebellen

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.