Eigentlich bin ich nicht davon ausgegangen, dass ich heute zum bloggen kommen würde. Ich bin aktuell beim etventure Hackathon (bzw. eigenlich Prototypathon) im wunderschönen Coconat Workation in Bad Belzig, Brandenburg. Hier gibt es sehr viele spannende Ideen und somit auch sehr wenige Pausen.

Aber erstens habe ich gar nicht so großen Hunger, so dass ich heute einfach das Frühstück ausfallen lasse. Und zweitens habe ich in meiner Timeline einen Tweet gefunden, zu dem mir sofort ein paar Gedanken gekommen sind, die ich jetzt fix mal aufschreiben wollte. Diesmal kommt die Inspiration für den #ImproBlog von Tobias Leisgang und Katja Diehl.

Die Idee für „Inseln der Kommunikation“ finde ich großartig. Und das nicht nur im Hinblick auf die Deutsche Bahn. Schon länger taucht in Diskussionen immer wieder das Thema auf, welche Aufgaben Menschen eigentlich noch haben, wenn alles wegdigitalisiert wird. Im Supermarkt. In der Bahn. Im Klamottenladen. Und auch sonst überall wo sich die Interaktion mit den Konsumenten auf das Einsammeln von Geld beschränkt. Dafür wird es einfach in Zukunft dank digitalen Zahlungsmöglichkeiten, Scannern und cm-genauen Ortungsmöglichkeiten von mobilen Geräten dank Beacons und Co. keine menschlichen Kontakte mehr benötigen.

Das heißt aber nicht automatisch, dass die Leute den menschlichen Kontakt gar nicht wollen oder benötigen.

Der Tante-Emma-Laden war quasi das Twitter des letzten Jahrhunderts. Und auch wenn es jetzt das Twitter des diesen Jahrhunderts gibt, heißt das nicht dass der Bedarf an zufälligen, persönlichen Begegnungen gedeckt ist. Click To Tweet

Deshalb sollten sich Unternehmen, deren Geschäftsmodell darauf beruht, dass Menschen sich physisch in einen vom Unternehmen betreuten Bereich begeben (das ist etwas umständlich ausgedrückt, trifft aber auf Supermärkte genauso zu wie auf die Deutsche Bahn, Flughäfen, Apotheken oder Kinos), sehr genaue Gedanken darüber machen, wie sie Dialog-Räume gestalten können.

Es gibt kleine Städte u.a. in Großbritannien, die haben das ganz unaufgeregt dadurch geschafft, dass sie Obststräucher und Gemüse in den öffentlichen Räumen gepflanzt haben. Leute die sich beim Himbeeren pflücken treffen, kommen schnell mal ins Gespräch. Die Stimmung hat sich merklich geändert. Viel weniger Anonymität. Viel mehr Offenheit. Das finde ich großartig. Davon könnten wir auch eine Prise mehr gebrauchen.

Also liebe Unternehmen. Ihr müsst ja nicht gleich Obstplantagen zur Selbstbedienung pflanzen. Aber schafft doch mal ein paar Räume, in denen man sich begegne kann. Gerne auch „moderiert“ durch Vertreter eures Unternehmens. Im Supermarkt könnte es Sitzecken geben mit aktuellen Verbraucherinfos und Fachangestellten (nein, nicht Verkäufer), die ins Gespräch gehen. In der Bahn könnte es Abteile geben, in denen man sich über das Reisen austauscht. Anschauungsmaterial hat man, wenn man aus dem Fenster sieht. Man kann sich viele solcher Beispiele ausdenken.

Das Unternehmen, welches erkennt, dass fehlende zwischenmenschliche persönliche Interaktion einer der größten Pain Points der aktuellen Zeit ist, wird einen echten Wettbewerbsvorteil haben.

Ich sach ja nur. Wenn’s kein anderer macht, dann muss ich mir ernsthaft überlegen, ob ich da nicht selber mal was gründe. Das hat Zukunft. #FutureProof

Dieser Beitrag ist im Rahmen der #ImproBlog Challenge entstanden. Jeden Tag nehme ich mir einen Tweet vor und kommentiere diesen innerhalb von 10-15 Minuten (ja liebe #10minBlog Mitstreiter, ich brauche doch immer einen Moment länger habe ich gemerkt, aber im Herzen bin ich bei euch.) Wenn euch, liebe Leser, das Format gefällt: eine Liste mit allen anderen #10minBlog Twitteraccounts findet ihr hier.

#ImproBlog – „Menschen zusammenbringen“ könnte zum Verkaufsargument werden
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4 thoughts on “#ImproBlog – „Menschen zusammenbringen“ könnte zum Verkaufsargument werden

  • 31. Juli 2018 at 11:50
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    Hey Gregor,

    spannende Idee und ja, ich denke auch, dass das Konzept Zukunft hat und wir Menschen solche Plätze essentiell brauchen, um wieder in Resonanz miteinander zu kommen, um Einsamkeit zu bekämpfen, um Menschen und ihre Weisheit zu verbinden.

    Zwei Dinge treiben mich spontan dazu um: Themen und Umgebung

    Zu den Themen: Warum – statt Produktshows – nicht z.B. in der Bahn über alternative Mobilität sprechen oder beim Supermarkt über Lieferketten, Herkunft und Verarbeitung von Waren, etc.

    Einerseits kann so für die eigene Sache geworben werden und andererseits der Blick für das größere Ganze geöffnet – vllt. kann das, was Menschen umtreibt, dort sogar aufgenommen und in Lokalpolitik weitergegeben werden.
    Und um nicht auf dem „Politischen“ hängen zu bleiben: ein Kinobetreiber könnte ein „Film-Nachgespräch für Kinoenthusiasten“ anbieten.

    Zu den „Umgebungen“: Wie können solche Konzepte und entsprechende Flächen aussehen, die dafür Sorgen, dass Menschen gerne bleiben möchten und in den Austausch gehen, ohne den unmittelbaren Zwang zum Konsum zu haben oder Eintritt zahlen zu müssen etc.. Hier etwas zu ersinnen, das wirklichen Mehrwert für Menschen und (Menschen in) Unternehmen hat, ist denke ich die Herausforderung.

    Denn dass Unternehmen generell solche Konzepte aus lauter Menschenfreundlichkeit anbieten werden (außer die Kirche…), kann ich mir nicht vorstellen. Umgekehrt werden die Menschen wahrscheinlich schnell flüchten, wenn das anbietende Unternehmen dann doch nur wieder irgendwas verkaufen will. Auf solche einem Kommunikationsmarktplatz bei der Bahn rumzudenken, ist aufgrund der bereits bezahlten Tickets einfacher als bei einem Supermarkt. Und braucht es zusätzlich zu den Themen professionelle Gesprächspartner, die Konversationen initiieren und am Laufen halten?

    Wenn Du darauf in/für die Zukunft weiterdenken willst, sag Bescheid; ich finde die Thematik spannend und bin gerne dabei!

    Viele Grüße,
    Marc

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    • 1. August 2018 at 10:14
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      Hallo Marc, vielen Dank für Deinen Kommentar. Das sind in der Tat zwei wichtige Aspekte. Und es es ist sicherlich genauso wie du sagst. Dieses Konzept kann sich nur dann nachhaltig etablieren, wenn der Nutzen groß genug ist, dass es den Aufwand rechtfertigt. Oder anders gesagt, es muss ein tragfähiges „Geschäftsmodell“ dahinter stehen (wobei das natürlich nicht so profitgetrieben zu verstehen sein soll wie es klingt).

      Das Problem in der Bahn ist vermutlich „Platzmangel“. Es müsste ja in gesondertes Abteil dafür eingerichtet werden. Und wenn es immer nur um Effizienz geht, ist dafür sicher kein Platz.

      In Supermärkten könnte das zumindest aus Platzgründen passen. Wenn das „Abkassieren“ digitalisiert wird, könnte man stattdessen ja Kommunikations-Fachkräfte (das wäre dann sicher der offizielle Fachbegriff) ausbilden.

      Ich denke da auf jeden Fall sehr gerne weiter drauf rum. Die Frage ist, kann man das auch irgendwie in die Umsetzung bringen. Gibt es da Ideen?

      Viele Grüße,
      Gregor.

      Reply
  • 8. August 2018 at 16:31
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    Hey Gregor,

    ich denke, dass das wahrscheinlich eher auf die Schiene „Vertrauensbildende Maßnahmen“ einzahlt, also ein „Marketinginstrument“ ist – der Supermarkt bietet einen Ort, an dem Menschen ohne Gegenleistung zusammenkommen können und noch den Mehrwert, dass ich dort unter professioneller Anleitung ins Gespräch kommen kann (und ja, für mich klingt das zunächst auch total absurd – trotzdem glaube ich immer noch, dass das funktioniert und angenommen würde; gerade weil da jeder kommen kann und man vllt. auch Themen hochwirft, die eben kontrovers sein können, weil ja moderiert wird. So kommt Mensch mal aus seiner Filterblase und hört mal was anderes.
    Oder man macht eher so ein Konzept wie „Kaffeeklatsch“ auf ZDF, auch hübsch… nein, Spaß XD)

    Weitergedacht (und tatsächlich auch schon mal selbst umgesetzt in einem Bettenfachgeschäft meiner Heimatstadt) können so Sachen wie Produktverkostungen (Wein, Käse, Frischetheke, Knabbereien, wasweißichnoch) mit einer Theateraufführung im gesamten Laden kombiniert werden. Damit der Kunde weiß, was es so alles gibt und die Scheu verliert, reinzukommen.

    Und weil der Einzelhandel, Supermarkt oder die Bahn oder wer auch immer das kostenlos anbietet und ich da ab und zu hingehe, kaufe ich da auch ein bzw. nutze z.B. das Angebot der Bahn statt vom Radio vollgeplärrt auf der Autobahn zu sein.

    Ob das Konzept als Marketing, Productplacement, Verkaufsshows etc. schon funktionieren oder wie man es jenseits davon sonst etablieren kann, fällt mir beim alleine denken aktuell nicht ein. Vllt. braucht es für diese Überlegungen mal einen kleinen Kreis von Leuten, die sich irgendwo treffen und darüber von Angesicht zu Angesicht nachsinnieren (#Emergenz).

    Viele Grüße,
    Marc

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  • 8. August 2018 at 16:38
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    Ich merke gerade, dass ich auf Deine Frage nicht wirklich eingegangen bin…

    Meine Idee zur Umsetzbarkeit läuft über die Marketingschiene. Also: „Erschaffe Treffpunkte und man spricht über dich“.

    Inwieweit hier ein Mehrwert jenseits vom Marketingaspekt geschaffen werden kann, will mir gerade nicht einfallen und ist als Frage für mich Gegenstand einer Betrachtung mit mehreren Menschen in einem (virtuellen) Raum, in dem Ideen fliegen und sich gegenseitig befruchten können – und vllt. zur zündenden Idee werden.

    Ich hoffe, jetzt wird’s klarer 🙂

    Reply

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